Mittwoch, 23. März 2011

Offener Brief an Julia Schramm, Thema: Post-Privacy [1. Update]

Liebe Julia,
mit Erstaunen las ich vor einigen Tagen auf Spiegel-Online [1] das Interview mit dir, zum Thema Post-Privacy. Zum einen kannte ich dich vorher nicht - wo mir doch die Piratenpartei bestens bekannt ist - und zum Anderen, erstaunten mich deine Ansichten bezüglich des Datenschutzes im Internet-Zeitalter. Offensichtlich lebst du in einem Paralleluniversum, in dem es keine Gründe für den Schutz von privaten und intimen Daten gibt, zumindest suggerierst du ähnliche Weltfremdheit, durch deine arroganten Äußerungen. Hast du dir eigentlich jemals Gedanken gemacht, warum es überhaupt ein Datenschutzgesetz gibt? Warum Menschen möchten, dass ihre Daten geschützt bleiben und nicht jeder im Internet Zugriff darauf hat? Nein, hast du nicht. Genauso hast du dir wahrscheinlich noch nie Gedanken darüber gemacht, warum das Internet dezentral organisiert ist, warum es so erfolgreich ist und warum z.B. die VDS auf massive Kritik stößt (ja, gerade von deiner Partei) oder viele Staaten gerne das Internet zensieren (möchten). Du denkst nur aus deiner Position heraus und überträgst es auf alle Menschen auf unseren noch blauen Erdkugel, eine Abstraktion oder ein weiter Denken ist heutzutage ja eh out und nicht mehr hip. Aber glaub mir, ein Herr Chang aus China oder ein Herr Prolewjun aus Weißrussland, der weiß so etwas zu schätzen, genau wie jeder der was bei einer online Apotheke bestellt oder sich die Nummer für den Psychiater online sucht.

Vielleicht könntest du dazu noch mal näher und überlegter Stellung beziehen, wie genau du dir das überlegt hast.

Was natürlich richtig ist, ist, dass wenn Daten öffentlich im Internet publiziert werden, diese normalerweise kaum rauszubekommen sind und es einfacher wäre mit seinen „peinlichen“-Bildern von der letzten Party umzugehen, wenn es alle betreffen würde. Aber genau daran hapert es, es wird niemals alle betreffen und die Betroffenen werden immer ein schlechtes Gefühl dabei haben, wenn jeder Zugriff auf ihre Bilder hat. Da sollte man meiner Meinung nach aber eher in der Schule ansetzen, Medienkompetenz vermitteln. Die Schüler müssen schon in der 5. Klasse lernen „was sollte ich lieber NICHT ins Internet stellen“. 

PS: Der Witz mit dem Sniper war nicht schlecht.
[1.Update]
Im heise-Forum gibt es einen Beitrag, der das Ganze ganz gut beschreibt:
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Julia-Schramm-ist-sowas-von-Eighties/forum-196588/msg-20017330/read/


Bezugnahme zu unter anderem folgenden Blog-Eintrag:

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